Elixier des Lebens

Ich öffne die Augen und sehe Wassertropfen fallen. Wie flüssige Kristalle landen sie auf meinen Wimpern. Flüssigkeit rinnt mir in die Augen und läuft mir an Gesicht und Hals herab. Ich stehe und spüre wie das Wasser wunderbar kühl an meinem Körper herunterrinnt – von den Haarwurzeln zeichnen die Tropfen meinen Körper nach, sie rinnen bis zu meinen Fersen.

Ich nehme den Kopf nach vorne, meine Nackenhaare stellen sich auf. Kalte Fingern scheinen meinen Rücken zu streifen. Dem Atem beraubt japse ich einen kleinen Moment nach Luft.
Ich habe mich nie erfrischter gefühlt. Ich bin erquickt. Lebendig – voll und ganz. Das Wassers ist kalt, aber nicht unangenehm. Jeder Tropfen, der mich trifft ist eine kleine Sensation. Es ist, als würde mein Körper jede unangenehme Empfindung einfach abstreifen. Die Haut nimmt das Wasser auf und gesundet. Sie ist rein und empfindlich wie die eines Babys. Verletzlichkeit umspannt mich, so als hätte ich eine Schale abgestreift, die meine Wahrnehmung, meine Gefühle gebannt hatte.

Ich will weinen und lachen, schreien und tanzen. Explodieren. Aufgehen und verglühen. Der ewige schreiende Orgasmus dieses Lebens – wenn du lebst, letztlich.
Ich will ihn.

***

Und wie ich drei Meter über meinem Scheitel schwebe und auf meine tropfnasse kleine Gestalt herabblicke, schmunzle ich. Was für ein kleines Leben. Ich schwebe empor und alles schrumpft rasend schnell zusammen, auf eine kleine blaugrüne Murmel zu meinen Füßen. Da bin ich – ein lachender Riese. Sehe herab auf diesen Mikrokosmos und mein Herz ist kilometerweit.

– Ich lieb’ dich gute alte Erde!

Lass dich umarmen, du geschundenes Paradies. Ich möchte dir gerne ein Pflaster aufs Knie kleben und sagen alles wird gut. Wenn es nur so einfach wäre. Schon bin ich wieder klein. Viel viel kleiner als der dicke Zeh des Riesen, der ich war.

Ich zeige Demut, Planet Erde. Ich sage: Danke für dieses Leben! Ich weiß, hier gibt es viel zu tun und ich bin bereit. Ich stürze mich ins Abenteuer. Eine lange Reise beginnt und ich weiß, ich kann so viel lernen, erhalten und auch geben.

Geliebte Heimat Erde, ich bin kein Superheld. Nur ein kleiner Mensch. Ich habe Träume vom Fliegen, gehe Wege mit Steinen, versuche mich nicht zu verirren, keine allzu große Angst zu haben, das Schöne zu sehen. Ich will nicht tiefstapeln doch Hochstapler verbrennen sich die Flügel. Ich will nach den Sternen greifen, also breite ich die Arme aus…

Ich sage dir nur eins: Ich falle, sage Aua, stehe auf und gehe weiter,
Was auch passiert, ich rapple mich auf,
Ich will das Leben feiern, jeden Tag –
Ich mach das Beste draus.