Willkommen in Hamburg

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Wuusch, da geht die Gewohnheit: Gerade noch in der kleinen Domstadt meinen Liebsten Adieu gesagt und die Domspitzen hinter Strommasten und Industriegebäuden verschwinden sehen – bin ich plötzlich mittendrin im Abenteuer. Es schärft die Sinne, wenn man die Umgebung wechselt, denke ich. Man achtet viel stärker auf das, was man sieht. Es ist unbekannt und damit unglaublich spannend. Aber von Anfang an…

Zunächst bin ich überrascht: Es ist weder besonders kalt in Hamburg, noch regnet es. Ich steige spontan in Hamburg-Harburg aus, ich schätze es müsste näher an meinem Ziel – Wilhelmsburg – sein. Taxi genommen, einen Berg von Gepäck sicher in die WG maneuvriert. Kleine Reihenhäuser, ein ehemaliges Arbeiterviertel, muten in meinen Augen Englisch an. Dann kommt der Einblick in meine neue Umgebung: WG-Alltag – wird sich zeigen, wie das wird. Ich richte ein bisschen ein, mache meine kleine Ecke wohnlich. Der große Trauerpunkt ist das nicht funktionierende Internet über marode Kabelanschlüsse. Was studiere ich noch mal? Ah ja, Online-Redakteur… Tja Mist.

cozyhome_smallEin bisschen Heimat steckt für mich in den kleinen Dingen, die ich aus Köln mitgebracht habe. Zunächst ist mir das Abenteuer noch ein bisschen zu weit, oder besser: Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Also praktisch vorgehen! Das Bett machen; Sachen sortieren; die Bücher gehören neben meinen Kopf wenn ich schlafe, wie alte Freunde, die man gern nah bei sich hat, wenn man fort geht.

Ich bleibe praktisch. Es ist Samstag, das heißt einkaufen für den Sonntag und den Start in die Woche. Leicht neben der Spur beginne ich meinen Ausflug. Erst erschreckt mich die Umgebung. Sozialer Brennpunkt? Ich komme aus dem wohlbehüteten Lindenthal, Braunsfeld – ich merke das diese Großstadt Hamburg einen eigenen Charakter in ihren vielen Vierteln hat. Nicht immer ist der jeweilige positiv. Unweit der Greenpeace-WG befindet sich ein Luftschutzbunker aus dem zweiten Weltkrieg. Ein großer Betonklotz. Beklämmende Erinnerung an eine düstere Zeit. Vereinzelt sind Farbbomben gegen die trostlose Fassade geworfen worden. Der Himmel hat sich nun verdunkelt und es weht ein eisiger Wind. Dann beginnt es zu plästern. Ich fühle mich in diesem nordischen Klima nicht heimisch – uwäh.

Nachweihnachtszeit in Hamburg
Die letzten Weihnachtslichter schmücken die Stadt.

 

Mein erster Ausflug durch Hamburg ist über die Maßen verregnet, leicht stressig, und ich bin stets bemüht mich nicht zu verlaufen! Ich finde Bus und Bahn und fahre zum Hbf – schwarz. In der ganzen Aufregung habe ich vergessen, dass man ja auch bezahlen muss… manchmal hat man Glück. Auf der Suche nach einer Yoga-Matte für meine sportlichen Ambitionen laufe ich durchs Schietwetter, fluche leise und weiß auch nicht so genau, was tun. Schließlich finde ich ein kleines Café und kann über einem heißen Kaffee zur Ruhe kommen. Es gibt Wlan und ich bin happy.

Kurze Rast, dann wage ich mich wieder raus. Matte holen, Hamburger Treiben, Flucht in die Sicherheit des Kapitalismus. Alles schreit: Kaufen, kaufen, kaufen. Kommt mir bekannt vor. Erst auf dem Heimweg wird mir bewusst, dass ich die Wege noch nicht verinnerlicht habe, und ich muss ein bisschen suchen. Und auf leeren Bahngleisen mit Blick auf ferne karge Industrie und den kalten Nachthimmel bekomme ich doch ein bisschen Angst. Große fremde Stadt, kleiner Mensch kennt sich nicht aus. Hilfe.

Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, was man so alles kann. Ich kann hin- und herdüsen, Lebensmittel von einem Supermarkt in den anderen schleppen, weil ich doch immer wieder was vergessen habe. Erschöpfung und trotzige Energie. Irgendwie muss es ja auch weitergehen… Kann mich ja nicht einfach auf den Boden setzen und sagen: Nein! Ich hab kein Bock mehr! Verantwortung dafür, dass man irgendwie klar kommt.

Ich verabschiede mich von meiner Familie am Kölner Hauptbahnhof.
Meine Familie und ich am Kölner Bahnhof – deine Heimat verlässt du vielleicht, aber du behälst die Wurzeln.

Und was die Menschen ausmachen. Verlebst du einen netten Abend mit vielen neuen Gesichtern wird alles leichter. Daraus kann ich die meiste Energie schöpfen, trotz nicht gänzlich optimaler Umstände. Einen Teil tut natürlich auch meine soziale Front von zuhause bei, die ich hinter mir habe – immer.


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