Unter der Taucherglocke von Starkregen, heulendem Wind und dem virtuellen Strom, der an mir vorbeizieht sitze ich den Tag über im Büro. Der Sturm kommt. Nach viel intensiver Kopfarbeit bin ich irgendwie auch nur noch Kopf und muss langsam wieder auftauchen aus der Welt der Gedanken und Ideen. Und der Sturm kommt – er begrüßt uns mit den ersten Wehen aus kaltem Regen der von allen Seiten kommt. Mein armer Schirm – der „Knirps“ –  macht einen Überschlag, sodass sich die fragilen Metall-Ärmchen verbiegen und brechen.

Mein armer Regenschirm kann am Ende des Tages kaum mehr seinem Zweck dienen. Trotzdem bringe ich ihn sicher nach Hause. Ich bin heute ein glückliches kleines Selbstversorger-Wesen, das um seinen eigenen Nabel kreist. Das kommt auch von dem ganzen Arbeiten. Ich versuche mich möglichst viel einzubringen, um den Anforderungen der Uni an meinem Praktikum nachzukommen. So viele neue Gesichter, neue Workflows und Arbeitsusus. Mein Kopf raucht gerade ein bisschen, da kommt das Wochenende gerade richtig.Ich bin nicht mehr gesprächig und könnte jetzt die Tage gut und gerne verschlafen, ein bisschen meditieren und mich von der Büchse der Pandora – den MEDIEN – fernhalten. (Wie schrieb Uwe Kling beim Känguru so schön? Die Buchse der Pandora… 🙂 )

Der Sturm kommt, und ich bin bestens vorbereitet.

Nochmal gigantomanisch eingekauft, alles nach Hause geschleppt, jetzt kann das Unwetter ruhig angerollt kommen mit Zeter und Mordio von mir aus. Vorausschauend habe ich mich an einen der höchsten Götter unserer Zeit gewandt – aus dem großen Rat der Super, Giga, Hyper -Märkte wählte ich den, der sich in gelb wandet und dessen Namen man nur munkelt… Ehhh ehh… dedeee..KAA!!! Und er erhörte mich, und als er mir erschien, mit seinen leuchtend gelben Anzeigetafeln – da war ich geblendet und musste meine Augen bedecken. Wie die Menschen bei Platon konnte ich mich aber ans Licht gewöhnen, warf mich nieder und robbte platt auf den Boden gedrückt ins Licht (natürlich nicht wirklich! Wie hätten die Hamburger denn da geguckt?) Und viele Marktforscher sahen, dass es gut war und ich kam an – im Garten Edeka. Welt des Konsums und der schönen Güter. Wie im Höhlengleichnis seht ihr… nur… genau andersrum…

Der Mensch braucnt Essen. Ich brauche mein Gemüse, mein Obst, meine Schokokekse und meinen Fairtrade-O-Saft fürs gute Gewissen. Meinmeinmein, und nur genau dieses Mein – nicht das Blaue!
Dass hinter jedem Tetrapack und jeder Plastikflasche der böse Geist Verantwortung lauert, dass schreckt zwar ab. Was kann ich wirklich mit gutem Gewissen kaufen? Aber es gibt da ja immer noch die süße Verführung, das gemeine Laster – und das ist nicht der Apfel, die Birne – welche Frucht auch immer die Nackedeis damals stibitzt haben. Meistens tritt die Verführung hier mit der Bequemlichkeit auf. Du kannst einfach nicht immer in die Verantwortung gehen. „Ich habe doch soo lange gearbeitet heute.“ Warum soll ich auch noch in meiner Freizeit ernste Themen in meinen Kopf lassen, die letztlich doch die Regierung zu verantworten hat. Immerhin entscheiden doch die, wo unsere Lebensmittel herkommen und nicht ich!

So einfach ist es dann aber doch nicht. Denn ich kann dieses nagende Gewissen; die kleinen Hintergedanken; Jimminy Grille, mit den ernsten Knopfäuglein – nicht abstellen, indem ich alles unseren popligen Regierungsvertretern überlasse. Ok, das war vielleicht etwas gemein. Sind bestimmt auch ein paar nette, kompetente dabei…

Warum reden wir noch immer über TTIP? – Wobei die Kritikpunkte öffentlich in der Diskussion und vielen bekannt sind. Warum wird weiterhin nicht im Großen gegen Import unter illegalen Bedingungen vorgegangen? Es sollte die Produkte einfach gar nicht geben, für die Kinder schuften mussten und Arbeiter keinen Lohn oder kaum einen Hungerlohn gezahlt bekommen.

Ja ja, ein paar nette Politiker… Wenn da ein paar menschliche wären, die der Wirtschaft mal die Stirn böten.